Erinnern Sie sich an das kontroverse Kleid, dessen Foto vor ein paar Jahren durch alle sozialen Medien geisterte? Das manche Menschen blau und andere goldfarben sahen? Die Erklärung dafür ist, kurz gesagt, dass unterschiedliche Gehirne das Foto unterschiedlich interpretieren und dann entscheiden, welche Farbe das Kleid hat. Der Effekt entsteht nur, weil es ein Foto ist – das Kleid an sich ist eindeutig blau-schwarz. Dass wir Menschen Farben unterschiedlich sehen und interpretieren, ist aber nur ein Faktor, der uns bei Procedes beschäftigt. Auch können Farben je nach Untergrund, Licht und Druckmethode unterschiedlich wirken. Dieser Tatsache sollte niemand hilflos ausgeliefert sein. Es gibt viele kleine und große Farbmanagement-Stellschrauben, an denen man für das perfekte Druckergebnis drehen kann. Procedes-Experte Jens Sauter erklärt, welche.
Individuelles Farbmanagement für jedes Material
Wir haben zwischen 30 und 35 verschiedene Materialien, die wir für unsere Kunden bedrucken. Bei etwa jedem fünften Auftrag brauchen wir dabei Sonderfarbtöne. Um diese zu definieren, nutzen wir das Pantone-Matching-System, ein Farbsystem, das jeder Farbe und Sonderfarbe eine Nummer zuordnet. Aber darauf verlassen wir uns nicht einfach so, denn eine Farbe kann aufgrund ihrer spektralen Zusammensetzung je nach Untergrund, je nach Licht und sogar je nach Betrachter unterschiedlich aussehen.
Ein präzises Farbmanagement sorgt dafür, dass Druckerzeugnisse nicht einfach nur irgendwie produziert werden. Am Ende soll das bestmögliche Ergebnis stehen. Dazu gehören nicht nur innovative Maschinen und neuste Drucktechniken, sondern auch Expert*innen, die mit erfahrenem Auge auf die Druckdaten schauen und alle Eventualitäten ausräumen.
Am Anfang des Druckvorbereitung steht bei Procedes ein allgemeines Datenblatt mit Vorgaben zur Druckdatenerstellung. Je genauer unsere Kund*in sich daran hält, desto reibunsgloser läuft der Druckprozess ab. Diese Daten sollten unsere Kund*innen zunächst anlegen, denn je genauer die Informationen sind, die wir bekommen, desto reibungsloser läuft der Druckprozess ab. Trotzdem wird jede Datei vor dem Druck noch einmal eingehend von einem/einer unserer Expert*innen auf Richtigkeit überprüft. Am Ende hat dieses Vorgehen einen großen Vorteil: ein Druckergebnis, das auf dem gewünschten Material, am gewünschten Ort und mit der gewünschten Be- und Hinterleuchtung genauso aussieht, wie die Kund*innen es sich vorgestellt haben.
Wie Farbmanagement funktioniert und warum es nötig ist
Ganz allgemein sorgt ein erfolgreiches Farbmanagement dafür, dass eine Farbe auf allen gewünschten Ausgabemedien und -geräten möglichst farbtreu aussieht. Dazu gehört auch, dass sie unabhängig vom Ein- und Ausgabegerät immer gleich dargestellt wird. Bei Druckerzeugnissen sind die Ausgabemedien immer physische Produkte – Drucke auf allen möglichen Materialien. Die technischen Voraussetzungen in unserem Büro in Lemwerder sind dafür entsprechend genormt. Die kennen wir. Aber die unserer Kund*innen weichen häufig davon ab. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie die Farbe eines Messebanners auf dem Computerbildschirm der Kund*innen aussieht. Außerdem stellen Bildschirme Farben nicht im CMYK-Farbraum dar, sondern im Rot-Blau-Grün-Modus (RGB). Kurz gefasst: Wir brauchen einen festen Standard für Farben, der auf digitalen Geräten und physischen Druckerzeugnissen funktioniert.
Das ICC-Profil ist der Standard fürs Farbmanagement.
Dieser Standard für Farbtöne nennt sich International Color Consortium Profil, kurz ICC-Profil. Es enthält alle Informationen zur Farbdarstellung. Mithilfe des ICC-Profils entsteht ein Datensatz, der alle verwendeten Farbräume eindeutig charakterisiert. So wird sichtbar, wie die RGB-Farben vom Bildschirm später gedruckt auf dem jeweiligen Untergrund aussehen werden. In unserem Datenblatt liefern wir unseren Kund*innen den Downloadlink zu einem standardisierten Farbprofil mit. So stellen wir sicher, dass wir, was die Farbe angeht, die gleiche Sprache sprechen. Die Grundlage für einen Transfer von der digitalen Vorlage zu unseren Druckmaschinen ist damit schon einmal geschafft.
Was ist der Farbraum?
„Wir akzeptieren Druckdaten im CMYK-Farbraum, da unsere Digitaldrucksysteme im 4- bzw. 6-Farb-Modus (CMYK + Light Cyan und Light Magenta) drucken.“ – So lesen Sie es als Procedes-Kund*in in unserem Datenblatt. Aber was heißt das?
Als „Farbraum“ bezeichnen wir alle Farben, die eine Druckmaschine zur Verfügung hat. Kann das Gerät eine Farbe nicht drucken, liegt sie außerhalb des Farbraums. Der CMYK-Farbraum ist der Farbraum für professionelle Druckprodukte. Die Abkürzung steht für „Cyan, Magenta, Yellow and Key Colour“. Die Key Colour ist Schwarz, sie muss zusätzlich vorhanden sein, weil sie nicht aus der Mischung der drei anderen Farben entstehen kann.
Für ein besseres Druckergebnis verwenden wir zusätzlich noch ein helleres Cyan und ein helleres Magenta.
Aus diesen sechs Farben (und ihren Mischungen) besteht also der Farbraum der Procedes-Druckmaschinen.
Der Begriff "Color-Gamut" bezieht sich auf den gesamten Bereich von Farben, die ein bestimmtes Farbsystem oder ein Gerät, wie z.B. Monitor, Drucker oder Kamera, darstellen oder erfassen kann. Die Darstellung von Farben in einem Gamut erfolgt oft in einem dreidimensionalen Farbraum, wobei die drei Dimensionen normalerweise für die Grundfarben Rot, Grün und Blau (RGB) oder für die Farbmerkmale Helligkeit, Sättigung und Farbton stehen.
Ein Color-Gamut zeigt an, welche Farben innerhalb dieses Bereichs reproduziert oder von einem bestimmten Gerät erkannt werden können. Ein größeres Gamut bedeutet, dass mehr Farben dargestellt oder erfasst werden können, während ein kleineres Gamut weniger Farben enthält.
Einfacher erklärt:
- RGB-Gamut: Im RGB-Farbraum repräsentiert das RGB-Gamut den Bereich aller Farben, die durch die Kombination von Rot, Grün und Blau auf einem elektronischen Display erzeugt werden können. Ein bestimmtes Display oder ein Monitor hat eine begrenzte Kapazität, um Farben darzustellen, und sein RGB-Gamut definiert die Menge und Intensität der Farben, die es anzeigen kann.
- CMYK-Gamut: Im CMYK-Farbraum beschreibt das CMYK-Gamut den Bereich der Farben, die durch die Kombination von Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (Key) erzeugt werden können. Im (textilen) Digitaldruck sind wir durch technische Gegebenheiten des Druckverfahrens an das CMYK-Gamut gebunden, was einen kleiner Farbbereich als das RGB-Gamut abbildet.
Insgesamt ist das Konzept des Gamuts wichtig, um zu verstehen, wie Farben in verschiedenen Kontexten wiedergegeben werden können und wie man mit den Einschränkungen und Möglichkeiten verschiedener Farbräume umgeht.
Wir schaffen Raum für Farb-Perfektionismus – wörtlich gesprochen!
Treffen die Kund*innendaten bei uns ein, werden sie automatisiert auf Dateifehler, Maßhaltigkeit, Auflösung und weitere Merkmale überprüft. Haben wir sichergestellt, dass bei unseren Maschinen die richtigen Farbinformationen ankommen, fängt unser individuelles Procedes-Farbmanagement erst richtig an. Bekommen wir die Informationen zum Druckauftrag von den Kund*innen geliefert, gehen wir damit in unseren Farbraum. Das steht in diesem Fall nicht im übertragenen Sinn für die verfügbaren Farben in der Druckmaschine, sondern ist tatsächlich ein Raum auf unserem Produktionsgelände. Dort liegen alle Materialien mit aufgedruckter Pantone-Farbpalette vor. Außerdem ist der Raum mit Normlicht beleuchtet, bietet also ideale Bedingungen für die objektive Prüfung der Farben. Unsere Produktionsstätte in Lemwerder bei Bremen ist schon lange keine kleine Druckerei mehr. Wir drucken viel und in großen Formaten.
Aber Drucken ist für uns auch immer noch Handwerk, deshalb wird jeder Druck während der Produktion mehrfach von unseren Fachleuten geprüft. Auch beim Farbmanagement kommen unsere Expert*innen ins Spiel: sie vergleichen physisch die Farbreferenzen oder -muster der Kund*innen (Teppich, Flyer, Tapete, Wandfarbe) mit den Pantone-Farben auf unseren entsprechend bedruckten Materialien, um so das ideale Druckergebnis zu garantieren. Je nach Verwendungszweck können wir das Druckprodukt hier auch am Leuchtkasten hinterleuchten und prüfen, was das mit dem Farbton macht.
Was ist Normlicht?
Als Normlicht bezeichnet man genau definierte Lichtbedingungen, unter denen Bilder oder Gegenstände vergleichbar betrachtet werden können. Dabei gibt es verschiedene Normlichter für verschiedene Verwendungszwecke.
Auch für Normlicht im Bereich der Druckerei gibt es in Deutschland eine Norm – natürlich! Die ISO Norm 3664 bestimmt die Normlichtart D 50 für die visuelle Farbabstimmung von Drucksachen.
Noch nicht genug Nerdwissen? Kein Problem!
Das Normlicht D 50 hat einen Weißegrad von 5.000 Kelvin, also die Lichtfarbe, die ein mit 5.000 Kelvin glühendes Metallstück hätte.
Immer noch nicht? Dann melden Sie sich gern direkt bei uns – wir beraten Sie eingehend und persönlich!
Mit Probedrucken gehen wir weiter ins Detail
Manchmal reichen die reinen Farbangaben einfach nicht. Oder Kund*innen wünschen ein Material, das wir bisher selten oder noch nie bedruckt haben. Oder wir wollen wirklich auf Nummer Sicher gehen. Dann machen wir einen Probedruck, um genau sehen zu können, wie das Ergebnis aussehen wird. Gerade bei Sonderfarben ist ein Probedruck oft sinnvoll. Nach Absprache bekommen Kund*innen auch einen solchen Druck. Wir behalten dann ebenfalls ein Exemplar und haben so einen identischen Abgleich.
RAL-Farbtöne erfordern ein besonderes Vorgehen
Eine besondere Herausforderung ist es zum Beispiel, wenn wir Farbtöne erreichen müssen, die mittels einer Pulverbeschichtung auf den Untergrund aufgebracht werden. Die Vorgaben dieses Systems können wir mit unseren Druckmaschinen allerdings nicht unmittelbar umsetzen. Deshalb orientieren wir uns am RAL-Farbsystem – noch ein anderes System, das mit unseren Druckmaschinen in Einklang gebracht werden muss. Bei RAL-Farben handelt es sich um fertig angemischte Farben für Lackierungen und Pulverbeschichtungen. Nur als Beispiel: Im Alltag sehen Sie diese Farben unter anderem als das Rot auf einem Stoppschild. Mit Farbkarten und -mustern erreichen wir hier durch den Abgleich mit Pantone-Farben möglichst genau den gewünschten Farbton. Mit einem Probedruck gehen wir ganz sicher, dass alles stimmt. Und auch hier schauen bei jedem Produktionsschritt unsere erfahrenen Mitarbeiter*innen genau hin. Damit am Ende ein Produkt entsteht, das unseren eigenen Procedes-Ansprüchen genügt und auch die Kund*innen begeistert!